Pierre Lischke: Der Ruf der Erde – Poetische Reflexionen vom Sulzbrunner Symposium “Rebell*innen des Friedens”

Der Ruf der Erde

Poetische Reflexionen vom Sulzbrunner Symposium “Rebell*innen des Friedens”

Pierre Lischke

“Rebell*innen des Friedens” – unter diesem Titel sollten in der Gemeinschaft Sulzbrunn im Mai dieses Jahres nationale und internationale Vertreter*innen des Sacred Activism zusammengetrommelt werden. Als einer der sogenannten Winterlinge – zwölf junge Erwachsene die zwischen November 2018 und Mai 2019 in Sulzbrunn das Zusammenleben und authentische Wirken erforscht haben – war ich ganz nah dran an der Geburt dieses Symposiums. Und ich war skeptisch. Was nützt eine weitere Veranstaltung mit namhaften Menschen, Autor*innen, alternativen Nobelpreisträger*innen, Vorzeigeaktivist*innen etc., die für ein paar Tage Vorträge halten, die ich auf YouTube anschauen kann? Ist diese Form an sich überhaupt noch zeitgemäß? Gäbe es eigentlich irgendeine Form des gemeinsamen Wirkens, die angesichts der planetaren Krise so scheint, als würde sie einen echten Unterschied machen?
Diese Fragen und diese Zweifel sind hineingeflossen in eine poetisch-künstlerische Auseinandersetzung mit dem bevorstehenden Symposium. Mit der Formulierung all meiner Skepsis tauchte schließlich etwas Neues auf. Ein Reframing, ein veränderter Bezugspunkt, von dem aus ich auf das schaue, was da bei dem Symposium geschieht. Möglicherweise ist der Impuls Einzelner, das Zusammenkommen zu gebären, eigentlich ein Impuls der Planetin Erde selbst, sich zu heilen.
Möglicherweise sind alle, die da eingeladen sind und auf so tiefe Weise wirken, gelebte Impulse der Erde, sich zu heilen. Oder wie Tiokasin Ghosthorse nach dem Bezeugen der Zweifel und Orientierungslosigkeit der jungen Generation an Wirkenden fragte: What happens if you put mother earth first?

Der Ruf der Erde
‚Rebell*innen des Friedens‘

ein Gedicht von Pierre Lischke

selbst wenn
wir alle zusammentrommeln
die frieden führen
als sei es eine frage
des prinzips

selbst wenn
wir alle anrufen und alle zusagenhaben
was uns auf dem herzen liegt

selbst wenn
jede prophetin und jeder prophet
zu uns
in die berge
kommt

selbst wenn
wir
demn ältestenglaubenschenken

selbst wenn
ihre altenneuen geschichten
die hoffnung tragen
die ruhe bewahren

selbst wenn
wir uns auf augenhöhe begegnen
und unsere aufgaben
in ihren
wiedererkennen

selbst wenn
wir tatsächlich aktiv
werden
und beten
imn wachsenden ringen

selbst wenn
wir tatsächlich aktiv werden
und beten
im wachsenden ringen

selbst wenn
wir den aufstand proben
und zusammen
richtig theater machen

selbst wenn
wir uns mit
acht schilden
wappnen
und uns verbündete
in der natur suchen

selbst wenn
gewaltfreiheit
immer mehr
gestalt annimmt

selbst wenn
ein feuer zwischen uns entfacht
ideen wie funken fliegen
und der kreis sich wie
weltverständlich
schließt

selbst wenn
sich dadurch das zweifelhafte
klima bei uns
nachhaltig
wandelt

selbst wenn
wir fühlen
alles fühlt

selbst wenn
unser traumatypischerweise
als heilung
wirkt

selbst wenn
wir uns alleinich sind und
es im angesicht
der krise miteinander
heilig haben

selbst wenn
wir ahnen auch
diedie vorfahren
werden nachkommen

Wie

Wie
können wir jemals
sicher sein

dass
es genug ist

dass
es reicht

dass
wir mit allem
immer dasselbe meinen
und wirklich
dieselbe sprache
sprechen

Vielleicht

Vielleicht dann wenn
wir sehen dass
vor jedem
selbst
Es ist der Ruf der Erde
Steht
denn

Es ist der Ruf der Erde selbst wenn
wir allezusammentrommeln

Pierre Lischke hat nach zwei Semester Erziehungswissenschaften sein Studium abgebrochen, stattdessen für 4 Jahre die Lehramtsinitiativen “kreidestaub” und “Prinzip Lernreise” mitgegründet und aufgebaut, bis er nach seiner Selbsthochzeitszeremonie alles hinter sich ließ und für 2,5 Jahre vorwiegend nomadisch umherzog, um dem Ruf seiner Seele auf den Grund zu gehen. Diese führte ihn unter Anderem in das Experiment, sein eigenes Grundeinkommen zu crowdfunden, die Absolvierung einer mehrjährigen Fortbildung in naturverbundener Ritualarbeit und in große Wunder und tiefe Wunden, über die er fortlaufend Gedichte schreibt. Aktuell widmet er sich dem Sesshaft werden im Allgäu.

Mehr zu Pierre:
www.pierrelischke.de
www.ichgebedirmeinwort.de

Durch die Erfahrungen des Grundeinkommens und der Schenkökonomie auf der einen Seite und dem selbstermächtigenden Effekt, mit meinen Gedichten Geld zu verdienen auf der anderen Seite, versuche ich stimmige Wege der Finanzierung für mich zu finden.
Kontakt: pierreli@posteo.de www.PayPal.me/PierreLischke