Mensch & Maschine: Ein Gespräch mit Geseko von Lüpke

Geseko von Lüpke

Mensch & Maschine

Die Zukunft unserer Menschlichkeit

Ein Gespräch mit Geseko von Lüpke

(Die Aufnahme des Geprächs finden Sie oben)

In evolve 15 gingen wir der Frage nach, wie die neuen technologischen Entwicklungen wie Digitalisierung, Robotertechnik, Big Data, künstliche Intelligenz, virtuelle Realität, Biotechnologie, Gentechnik, Neuroenhancement etc. unser Leben und unsere Kultur verändern. Die Digitalisierung hat in nur wenigen Jahrzehnten unsere Lebenswirklichkeit bis fast in den letzten Winkel durchdrungen. Und viele ihrer Errungenschaften sind uns heute unentbehrlich. Doch wir stehen auch an einer Schwelle. Schon bald könnten Algorithmen und künstliche Intelligenz bestimmen, was es bedeutet, Mensch zu sein. Denn diese rasanten technologischen Entwicklungen werfen viele persönliche, politische, soziale und weltwirtschaftliche Fragen auf, die kaum diskutiert werden. Es ist also Zeit, dass wir uns neu bewusst zu werden, wer wir sind und warum wir den Computern und Cyborgs nicht unsere Zukunft überlassen wollen.

Am 30. November fand zu diesem Thema in München ein evolve-Dialog mit Geseko von Lüpke statt. Geseko von Lüpke hat sich als Journalist, Tiefenökologe und zivilgesellschaftlicher Aktivist intensiv und kritisch mit den technologischen Zukunftsvisionen des Transhumanismus auseinandergesetzt und plädiert für eine Evolution des Bewusstseins, statt einer technologischen Manipulation des Menschen.

In dem Dialog mit den 50 Anwesenden wurde schnell klar, wie wichtig es ist, Räume für das Gespräch über unsere Zukunft angesichts der exponenziellen technologischen Entwicklung zu finden. Denn momentan wird diese Entwicklung vor allem durch Wissenschaft im Verbund mit Wirtschaft und Militär angetrieben, ohne dass es eine breite politische und zivilgesellschaftliche Diskussion über die möglichen Gefahren dieser Technologien gibt. Und erst recht nicht über die tiefer liegende Frage: Wie wollen wir in Zukunft leben?

Für die Anwesenden beim evolve-Dialog war einerseits eine gwisse Überwältigung und auch Angst zu spüren, wenn man einmal versteht, wie weit fortgeschritten und wie sehr mit einander verbunden diese “converging technologies”  (Nanotechnologie, Biotechnologie, Informationstechnologie und Neurowissenschaften) sind. Gleichzeitig weckte das Gespräch bei vielen auch den Impuls, sich intensiver mit diesem Thema zu beschäftigen und den Dialog darüber in ihrem Umfeld anzustoßen.

Auch der zugrunde liegende Materalismus der transhumanistischen Visionen von einer Verbindung von Mensch und Maschine oder gar der Überwindung des Menschen durch eine künstliche Intelligenz wurde angesprochen. Hier waren viele der Ansicht, dass die Umsetzbarkeit einer “selbst-bewussten” künstlichen Intelligenz überschätzt werden. Und dass wir gleichzeitig dazu aufgerufen sind, den innerlichen, geistigen, menschlichen Werten mehr Ausdrucksformen in unserer Kultur zu geben. Die Frage, was das wesentlich Menschliche ist, wird in Zeiten der technologischen Zukunftsvisionen, immer dringlicher. Und auch die Notwendigkeit neuer kultureller Visionen, die auf dem noch nicht entfalteten Potenzial des Menschsein beruhen.

Den einführenden Dialog zwischen Geseko von Lüpke und evolve-Redakteur Mike Kauschke können Sie in dem Link über diesem Text anhören.

 

Dr. Geseko von Lüpke arbeitet als Visionssucheleiter, freier Journalist, Buchautor und internationaler Netzwerker.

Geseko von Lüpke in evolve 15:

„Der grundsätzliche philosophische Fehler der Moderne besteht darin, Mensch und Natur als voneinander getrennt zu betrachten. Diese Fehleinschätzung des Getrenntseins von der Schöpfung hat uns in viele Krisen geführt. Es gilt zu verstehen, wie tief wir mit natürlichen Systemen verbunden sind, und dass wir keine Sonderstellung einnehmen, sondern in einem organischen und natürlichen Netz des Lebens eingebunden sind. Nur so können wir in ein neues Verständnis von Ganzheit und ein integrales Menschenbild hineinwachsen. Das geschieht nicht durch technologische Innovation, durch die wir uns immer weiter von den natürlichen Prozessen abgrenzen, sondern durch eine Bewusstseinsrevolution, durch eine Praxis der Verbundenheit mit der natürlichen Welt. Die Digitalisierung ist sinnvoll als menschlich-technische Innovation zur schnelleren Verarbeitung von Informationen; aber sie ist nicht dafür da, den Menschen in seiner Existenz zu verändern. Die menschliche Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen. Wir stehen erst am Anfang. Ich plädiere dafür, alles zu tun, damit sich der Mensch in seinem Potenzial entwickelt, anstatt sich für eine technologische Sackgasse zu entscheiden.“

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