Die Zukunft des R.E.L.i-Unterrichts

Leserbrief zur evolve-Ausgabe Nr. 21 (Die Zukunft der Religion)

Axel Sumey

Die Zukunft des R.E.L.i-Unterrichts (Religion, Ethik, Lebenskunst)

Ich bin absolut begeistert von Eurer profunden Zusammenstellung zum Thema ‘Die Zukunft der Religion’. Die neun Hauptartikeln bilden auch ästhetisch ein wunderschönes Kaleidoskop, das ziemlich umfassend und auf der Höhe der Zeit die Thematik behandelt. Ich habe jetzt jeden Artikel mindestens zweimal gelesen und mir ist noch nicht die Lust vergangen, dies noch ein weiteres Mal zu tun. Immer wieder entdecke ich neue und überraschende Zusammenhänge.

Als Religions-/Ethiklehrer an einer privaten säkularen Fachschule für Erzieher*innen, der alle Schüler einer Klasse zusammen unterrichtet, stellt sich mir natürlich sofort die Fragen, was haben diese zahlreichen wertvollen Impulse für meinen Unterricht für Konsequenzen?

Wie könnte ein künftiger erfahrungsbasierter dialogischer Religionsunterricht aussehen, in dem z.B. (alles Impulse aus den Artikeln)

  • unsere Fähigkeit zum rationalen Denken mit dem tiefen Respekt vor dem Mysterium, dem geheimen Herzen des Lebens verbunden wird (Steininger)
  • spirituelle Erfahrungen gemacht (z.B. Stop – Look – Go, Steindl-Rast) und in säkularer humanistischer Form ausgedrückt werden können (Wilber)
  • Kinder und Jugendlich verstehen lernen, wer Sie selbst in ihrer eigenen Ursprünglichkeit sind, jenseits der Rolle, die sie in der Gesellschaft einnehmen werden, d.h. dass sie multidimensionale spirituelle Wesen in dem EINEN sind (Langford).
  • gefragt wird, wie die vielfältigen Strömungen und Ideen, die in unseren Religionen weitgehend getrennt erscheinen, zusammenkommen können (Langford) ohne das die Vielzahlt der religiösen Optionen den Weg in die Tiefe verstellen (Kauschke)
  • die subtile Schönheit des Bewusstseins und die Schönheit des Herzens ans Licht gebracht wird und in der Kultivierung der Schönheit im eigenen Verhalten mündet (Pir Zia Inayat Khan)
  • über Wellness-Achtsamkeit bzw. -Spiritualität das Tor aufgestoßen wird zu tieferen Bewusstseins- und Einheitserfahrungen, durch die anschließend die Welt nicht mehr so dualistisch abgetrennt gesehen werden kann, wie vorher (Scobel)
  • man sich auf eine Forschungsreise danach begibt, was uns im Tiefsten und essenziell miteinander verbindet und wie das tiefe Gefühl der Heiligkeit von Leben und seinem Mysterium erweckt und geteilt werden kann (Debold)
  • nicht die auserwählte Gruppe der eigenen Religion, sondern das Individuum sowie die Idee der EINEN Menschheit gestärkt wird (Schmidt-Salomon)
  • und dabei dann auch noch berücksichtigt wird, dass das Ich bloß ein virtuelles Theaterstück ist, das von einem blumenkohlförmigen Organ in unserem Köpfen inszeniert wird (Schmidt-Salomon)
  • der Prozess des ‚Anverwandelns‘ eingeübt wird (Rosmann nach Hartmut Rosa)
  • wir immer tiefer, umfassender, kreativer und liebevoller dem Gedicht der Schöpfung lauschen und an der Entfaltung des Lebens mitwirken, als Ko-Poeten des Lebensstromes, der wir sind (Kauschke).

Ich würde sehr gerne mit Gleichgesinnten über diese und andere in den Artikeln aufgeworfenen Fragen ko-kreativ nachdenken und unterrichtspraktische Konsequenzen entwickeln, die auch bei den Schülern ankommen. Ich schlage zu Beginn vor, dass wir ausgewählte Artikel aus der Zeitschrift vierzehntägig in einem Zoom-Meeting besprechen. Wer Interesse hat, bitte eine eMail an axel@sumey.de  senden.