Verbunden sein mit der Welt

Wie finden wir zu einer neuen Nähe zum Lebendigen?

Online-Event in deutscher Sprache

Freitag, 10. Juni, 18 – 21 Uhr

Mit Andreas Weber, Philosoph und Biologe

und Mike Kauschke, evolve Magazin

Viele Krisen unserer Zeit lassen sich darauf zurückführen, dass wir die Verbundenheit zum Lebendigen verloren haben. Zur Lebendigkeit in uns selbst, was zu Burn-out und psychologischen Symptomen führt. Zu lebendigen sozialen Beziehungen, die sich in Vereinsamung, Isolation und zunehmender Spaltung zeigen. Zur lebendigen Mitwelt, was sich an der ökologischen Krise ablesen lässt. Was sind dir Ursachen für diesen Verlust der Lebendigkeit? Wie finden wir als Einzelne, in unseren Beziehungen und als Gesellschaft zu einer neuen Nähe zum Lebendigen? Wie könnte eine Lebensform aussehen, die die Entfaltung des Lebendigen ins Zentrum stellt?

Andreas Weber widmet sich in seinen Publikationen den Qualitäten eines Seins in Lebendigkeit. Als Biologe hat er diese Merkmale von organischen Prozessen erforscht und beschrieben, als Philosoph denkt er über die Relevanz des Wahrnehmens tiefere zusammenhänge der natürlichen Welt nach. Mit Büchern wie „Alles fühlt“ und „Lebendigkeit“ hat er verschiedene Aspekte einer „Erotischen Ökologie“ umschrieben, die Implikationen für alle Lebensbereiche hat. In Schriften wie „Indigenialität“, „Sein und Teilen“ oder „Warum Kompromisse schließen“ weitet er seinen Blick auf die Lebendigkeit unserer gesellschaftlichen Beziehungen und Prozesse und fragt nach den Möglichkeiten eines „schöpferischen Seins“, eines zutiefst fruchtbaren Seins.

Im evolve Interview (Ausgabe 27) erklärt er: „Fruchtbarkeit verstehe ich als die Möglichkeit, Leben hervorzubringen. Sie ist das Maß, in dem Leben entstehen darf oder kann, in dem sich Beziehungen bilden können. Je lebendiger, desto vielfältiger ist das Netz der Beziehungen oder die Gegenwärtigkeit von Beziehung. Fruchtbarkeit ist das, was diese Welt, diese Wirklichkeit, der wir angehören, von sich aus anstrebt. So wie der natürliche Lauf des Wassers bergab geht, so drängt die Welt zur Fruchtbarkeit. Wie das Wasser macht sie in ihrer Verwirklichung Umwege, sie fließt nicht gerade, sondern in Kurven und Mäandern. Aber sie ist nicht aufzuhalten.

Fruchtbarkeit ist die Potenz, Leben zu spenden. Sie ist überströmendes Können, ein Können, das zugleich ein Wollen ist. Der Kosmos lebt aus Fruchtbarkeit und begehrt diese in allen seinen Bestandteilen. Wir können als Teil des Kosmos im Einklang mit anderen so wirken, dass unser gemeinsames Ergebnis Fruchtbarkeit ist. In der Fruchtbarkeit ist unsere Existenz geglückt. Wir fühlen uns richtig. Vielleicht nicht »happy«, es ist kein hedonistisches Glück. Es spendet Leben. Das Leben ist aber auch zyklisch und vergänglich. Fruchtbarkeit enthält auch diese Seite. Darum ist echte Schönheit oft zu Tränen rührend. Schönheit erfahren heißt, in diesem Moment an der Fruchtbarkeit teilzunehmen. Das ist sicher auch eine Triebkraft für viele Künstlerinnen, ihr Werk zu erschaffen: Sie wollen diese Fruchtbarkeit weitergeben. …

Es wäre eine revolutionäre Umkehrung des Blickes, wenn unsere Kultur statt abgetrennten und konkurrierenden Teilbereichen (die Wirtschaft, der Naturschutz, die soziale Integration) die Fruchtbarkeit des Ganzen im Blick hätte. Wenn wir uns alle als Beteiligte in einem Prozess verstehen würden, dem es darum geht, den Kosmos fruchtbarer werden zu lassen. Wir wissen übrigens, dass der derzeitige Run der Wähler zu Populisten und Faschisten hauptsächlich nicht darauf beruht, dass es ihnen wirtschaftlich schlecht geht, sondern dass sie sich nicht mehr am öffentlichen Geschehen beteiligt fühlen. Beteiligung ist also nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein politisches Gebot. Beteiligung wird unmittelbar als schön erlebt, genau wie Beteiligung am Leben, die ich im Duft einer blühenden Linde erfahre.“

 

Dieses Event ist Teil des evolve Geschenk-Kreislaufs. Das heißt, du kannst ihn nach eigenem Ermessen mit einem Beitrag unterstützen. (Der Richtwert unserer Kostendeckung liegt bei 30 Euro.) Wenn es dir möglich ist, gib gerne mehr. Damit unterstützt du andere und ermöglichst uns, diese Veranstaltungen so zu organisieren. Fühl dich frei, so viel zu geben, wie es für dich möglich und angemessen ist. Und wenn es nicht möglich ist, nimm es auch gerne als Geschenk.

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