Schienen für einen fahrenden Zug legen

Aus der Einladung von Katrin Karneth und Tom Steiniger: “……In Vorbereitung auf das von Andrew Cohen und Ken Wilber gemeinsam geleitete Live Online Seminar am 9. Mai wollen wir diese Woche einen weiteren Dialog der beiden aus dem Magazin EnlightenNext diskutieren Der Titel dieses Dialogs ist – Schienen für einen fahrenden Zug legen. In diesem Dialog sprechen Ken und Andrew darüber, was es braucht, um wirklich dauerhafte authentische Transformation zu erreichen. Sie betonen vor allen den Unterschied zwischen Erfahrung und Erkenntnis, der Unterschied, ob man eine neue Erfahrung hat oder ob man in der Lage ist, eine neue Perspektive einzunehmen, denn bewusste Evolution gibt es nur, wenn wir sie ganz bewusst möglich machen.

Hier ein kurzer Ausschnitt des Gesprächs:

Cohen: Zweifellos, weil die Art, wie wir–bewusst und unbewusst–über unsere Erfahrung denken, alles bestimmt. Und es ist interessant, wie dieses Verständnis und diese Gewichtung sich ganz natürlich als Teil meiner eigenen Evolution herausbildete.

Wilber: Ja, und offen gesagt war das auch Teil meiner eigenen Entwicklung. Früher neigte ich dazu, sowohl die Rolle eines interpretierenden Rahmens als auch die Bedeutung der ERKENNTNIS herunterzuspielen. Die Leute vermuten jedoch meist das Gegenteil, dass ich, weil ich so viel über dieses Rahmenwerk geschrieben habe, annahm, der Rahmen wäre viel bedeutender als die Erkenntnis. Aber das stimmt nicht. Ich bin im Grunde ein alter Zen-Mensch, und ich wurde darin unterrichtet, den Buddha-Geist als Shikantaza im Sitzen zu manifestieren [einer Form der Meditation, die “einfach nur sitzen” bedeutet], und alles, was auch nur entfernt einem Konzept ähnelte, war schlecht, schlecht, und noch mal schlecht und galt einfach als falscher Weg. Ich gelangte also selbst erst relativ spät zu dieser Einsicht, allein schon, was das theoretische Verständnis betrifft, und ganz zu schweigen von meiner eigenen speziellen spirituellen Praxis. Ich habe es mir auf die harte Tour verdient, sowohl in der mentalen wie auch in der supra-mentalen Dimension meiner eigenen Verwirklichung, ja selbst in meinem Schreiben. Ich denke, wenn man sich als Lehrer, ob als Guru oder Pandit, weiterentwickelt, geht es tatsächlich darum, dass die zentrale Bedeutung der ERKENNTNIS immer tiefer verstanden wird.

Cohen: Absolut. Im Umgang mit meinen Studenten ist das die Krux des Ganzen. Wenn Menschen dieses Erkennen halten können, dann werden sie zu meinen Partnern, nicht einfach zu Gefolgsleuten…..”